Sie merken sich jedes Gesicht – Super-Recognizer

Super-Recognizer sind der nächste Schachzug im Spiel der Organisatoren, um die Wiesn noch sicherer zu machen. Geschulte „Beobachter“ der Polizei, mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten in der Gesichtserkennung, werden dieses Jahr an den Eingängen der Theresienwiese positioniert. Das Ziel: Polizeibekannte Straftäter und Unruhestifte von Anfang an am Betreten des Festgeländes zu hindern.

Dem einen oder anderen Wiesn-Besucher werden sie dieses Jahr bestimmt auffallen: Die Super-Recognizer der bayerischen Polizei, die dieses Jahr rund um das Oktoberfest im Einsatz sind. 37 dieser speziell ausgebildeten und vor allem speziell befähigten Beamten arbeiten bislang für die Münchner Polizei. Da stellt sich natürlich die Frage, was diese Einsatzkräfte so besonders macht.

Super-Recognizer können eins besonders gut: Sie merken sich Gesichter und vergessen diese auch nicht so schnell wieder. Jeder kennt die Situation: Man bummelt durch das Heimatdorf, läuft einem alten Schulfreund oder einem Bekannten aus dem ehemaligen Fußballverein über den Weg, wird angesprochen und kann das Gesicht nicht zuordnen. Vielleicht findet man noch vertraute Züge, eigentlich hat man das Gesicht des Gegenübers aber vergessen. Einem Super-Recognizer kann dies nicht so schnell passieren. Ihre Fähigkeit ist es, sich Gesichter überdurchschnittlich gut einzuprägen. Dies hilft dabei gesuchte Personen auch in Menschenmassen zu erkennen oder anhand von Überwachungskameras zu identifizieren.

In Bayern mussten sich die Super-Recognizer daher einer Reihe von Tests unterziehen, um ihr Talent auf die Probe zu stellen. Ihre Fähigkeiten konnten sie bereits innerhalb der in Hamburg eingerichteten Sonderkommission „Schwarzer Block“ unter Beweis stellen, in der sie halfen politische Straftäter im Zuge des G20-Gipfels zu identifizieren. Auch bei Großveranstaltungen, vor allem bei Fußballspielen, sollen sie eingesetzt werden um notorische Krawallmacher zu überführen. Auf dem Münchner Oktoberfest werden sie zunächst an den Eingängen nach polizeibekannten Personen Ausschau halten. Außerdem sollen sie bei der nachträglichen Aufarbeitung von Straftaten helfen und die Bilder der 47 Überwachungskameras auf dem Gelände gezielt nach gesuchten Personen absuchen.

Das Modell-Projekt der bayerischen Polizei orientiert sich dabei am Vorbild Londons. Der britische Wissenschaftler John Davis hatte bemerkt, dass sich innerhalb von Scotland Yard eine kleine Zahl von Polizeibeamten durch überdurchschnittlich hohe Zahlen von Identifikationen von Personen auf Überwachungsbildern auszeichnete. Ein einziger Beamter war hier erfolgreicher als die ausgefeilte Gesichtserkennungssoftware der britischen Polizei. Eine Studie ergab daraufhin, dass ungefähr ein Prozent der Bevölkerung als sogenannter Super-Recognizer bezeichnet werden kann. Diese besonderen Fähigkeiten versucht jetzt auch die bayerische Polizei gezielt zu nutzen.

Die Wiesn ist also so sicher wie nie. Mit Hilfe von 47 Überwachungskameras ist jeder Winkel des Oktoberfestes abgedeckt und auch an den 37 Spezial-Polizeikräften kommt kein Gesicht mehr unbemerkt vorbei. Zusätzlich mit den durch Bodycams ausgerüsteten patrouillierenden Polizisten sorgen die vereinten Sicherheitsanstrengungen für eine hoffentlich friedliche und sichere Wiesn 2018.

Hast du auch das Talent zum Super-Recognizer? Mach den Test der University of Greenwich:

https://greenwichuniversity.eu.qualtrics.com/jfe/form/SV_e3xDuCccGAdgbfT