Pferde sind auf der Wiesn immer ein Grund zum Staunen. Die aufwendig geschmückten Kutschen der Wiesn-Brauereien mit ihren stattlichen Braurössern sind ein beliebtes Fotomotiv sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen. Während der Wiesn sind sie zur Freude der Besucher meist in der Zeit zwischen 11 und 16 Uhr auf dem Festgelände zu bewundern. Nicht minder eindrucksvoll sind sportlichere Gespanne, die um das Oktoberfest ihre Runden drehen. Die Beamten der Reiterstaffel München geben mit ihren vierbeinigen Begleitern ein mindestens ebenso tolles Bild ab.
41 Pferde, 36 Beamte und neun Angestellte gehören bis jetzt zur Reiterstaffel der Polizei. Ministerpräsident Söder spendiert nun eine zweite Staffel. Pferde gibt es in der Polizei schon seit über hundert Jahren. Am 01.10.1898 löste die „Königliche Schutzmannschaft für die Haupt- und Residenzstadt München“ die „Königliche Gendarmerie-Stadt-Kompanie“ ab und gründete damit die Reiterstaffel München. Zu Beginn waren die Pferde noch Eigentum der Beamten. Seit 1920 ist dieses prekäre Besitzverhältnis abgeschafft. Die Pferde- und Reitausrüstung wird seitdem von der Stadt München gestellt.
Der Englische Garten ist das Haupteinsatzgebiet der Pferde-Streifen. Innerhalb Münchens bilden darüber hinaus zahlreiche Parks, Grünanlagen und die Isarauen den Schwerpunkt der Einsatzgebiete. Es werden aber auch die Naherholungs- und Forstgebiete im Landkreis München betreut. Öffentlichkeitswirksam vertreten ist die Reiterstaffel ebenso bei Großereignissen in der Landeshauptstadt. Im Zuge von Fußballspielen und dem Oktoberfest ist der allgemeine Freund und Helfer gerne einmal zu Pferd unterwegs. So sind berittene Polizisten bei jedem Wiesn-Einzug an der Spitze und am Schluss der Festzüge dabei. Das macht sowohl aus ordnungs- und verkehrspolitischer Sicht Sinn, schadet dem Image der Polizei aber auch nicht. Pferde sind Sympathieträger und ausgestattet mit kommunikationsfreudigen Reitern sendet die Münchner Polizei so ein freundliches und offenes Bild in die Welt.
Um den Wahnsinn auf dem Oktoberfest auszuhalten, müssen nicht nur die Reiter aus besonderem Holz geschnitzt sein. Wesensruhig müssen Polizeipferde sein und nicht schreckhaft. Dafür werden sie speziell ausgebildet und ausgewählt. Nicht jeder Vierbeiner eignet sich für eine Karriere bei der Polizei. Denn auch wenn die tonnenschweren Tiere allein durch ihre Größe vielen Menschen mindestens Respekt einflößen, sind Pferde von Natur aus sehr ängstliche Wesen. Als Pflanzenfresser, die auf dem Speiseplan großer Raubtiere stehen, rennen Wildpferde lieber einmal zu viel weg. Besser feige als tot – diese Haltung haben auch die heutigen Rösser noch verinnerlicht. Für stressige und laute Situationen, wie beispielsweise auf dem Oktoberfest, müssen sie lernen wider ihre Natur zu handeln und den Fluchttrieb zu überwinden. Nicht jedem Tier fällt dies leicht. Die, die es durch die aufwendige Ausbildung schaffen, haben dann durchschnittlich 15 Jahre Streifendienst vor sich.
Durch die neuen Pläne zur Erweiterung der Polizei-Kavallerie des bayerischen Ministerpräsidenten werden wir in Zukunft noch mehr von den berittenen Beamten und ihren treuen Helfern sehen. Vielleicht gehören sie in Zukunft ja nicht nur zum Oktoberfest dazu. Ein paar mehr Pferde können doch auch auf kleineren Volksfesten nicht schaden.