Für Studenten ist Geld immer ein Thema. Manche haben es, manche nicht. Gespart wird trotzdem.
An allem außer Alkohol versteht sich. Um die klamme Kasse ein wenig aufzubessern gibt es in den Semesterferien viele Gelegenheiten. Auch das Oktoberfest bietet immer wieder Arbeitsplätze für junge, engagierte Studenten, die sich ein bisschen Geld dazuverdienen möchten. Ein Ausschnitt aus dem Leben eines studentischen Souvenirverkäufers auf dem Oktoberfest.
Der Tag beginnt früh auf dem größten Volksfest der Welt. Arbeitsbeginn ist ab 10 Uhr. Je nach Entfernung zum Arbeitsplatz klingelt der Wecker um 9 Uhr und der Morgenmuffel vom Typ „Student“ quält sich aus den Federn. Ab ins Bad, rein in ein frisches Trachtenhemd und wieder in die Lederhosen. Diese verströmt nach den ersten Wiesn-Tagen bereits einen urigen Mief aus verschüttetem Bier, abgestandener Luft und Schweiß, schließlich besitzen die meisten nur ein Paar der ledernen Beinbekleidung. Da heißt es dann: Nase zu und durch. Mit einem Kaffee bewaffnet geht es in die Garderobe und jeder Verkäufer wird von Kopf bis Fuß mit kitschigen Wiesn-Accessoires behängt. Erst wer ordentlich glitzert und blinkt bekommt seinen „Hut-Turm“ in die Hand gedrückt und wird auf potentielle Käufer losgelassen. Jetzt fehlt nur noch das strahlende Lächeln im Gesicht und los geht’s.
Als Verkäufer wird man zum besten Freund der Zeltbesucher. Schließlich möchte man seine Hüte, Anstecknadeln und Hutfedern an den Mann kriegen. Auf Kumpelebene funktioniert das am einfachsten. Verkaufsstrategien gibt es zwar viele, einen Wettstreit zwischen den Käufern anzuzetteln ist aber immer eine gute Idee. Da kann es schon einmal passieren, dass der angetrunkene Australier fünf Hutfedern mehr kauft, um seinen kanadischen Hut-Freund zu übertrumpfen. Klingt verrückt? Auf jeden Fall, aber auf der Wiesn herrscht eben auch Accessoire-technisch absolute Ausnahmesituation. Einen guten Verkäufer erkennt man übrigens daran, dass er mittags die Geschäfte vom Nachmittag vorbereitet. Ein kleiner Plausch hier, ein bisschen Schäkern dort und schon hat man die späteren Kunden im Sack. Das strategische Vorgehen ist für einen lukrativen Verkauf auch wichtig, schließlich werden die meisten studentischen Souvenirverkäufer umsatzanteilig bezahlt. Da kann man sich einen vollen Hut-Vorrat am Ende des Tages nicht leisten.
Lohnen tut es sich trotzdem. Mit ein bisschen Übung und Geschick kommt der durchschnittliche studentische Mitarbeiter auf 200€ am Tag, plus Trinkgeld versteht sich. Vor allem bei den Damen kann dieses schon einmal ein bisschen höher ausfallen. Da gucken die Herren der Schöpfung in die Röhre. Neben dem finanziellen Aspekt spricht aber auch der Spaß im Team und die Erfahrung für einen Nebenjob auf der Wiesn. Personaler freuen sich über Bewerber mit Oktoberfesterfahrung. Wer es schafft 18 Tage auf dem größten Volksfest der Welt durchzuhalten, überlebt ebenso den anstrengendsten Job. Auch persönlich hat die Arbeit in einem der großen Wiesn-Zelte durchaus Vorteile. Die Security-Beamten verstehen sich häufig gut mit dem Verkaufspersonal und drücken auch einmal ein Auge zu, wenn es darum geht Freunde mit ins Zelt zu holen.
Bei diesen rosigen Aussichten bleibt einem eigentlich doch gar nichts anderes mehr übrig, als auf die Aushänge für nächstes Jahr zu warten oder? Ja, aber mit Einschränkungen. Potentielle Souvenirverkäufer sollten weder Angst vor Arbeit und Anstrengung, noch vor Menschenkontakt und betrunkenen Annäherungsversuchen haben. Auch eine Resistenz gegenüber 18 Tagen Wiesn-Dudelmusik ist hilfreich. Wer also Lust auf 18 Tage hat, die vollen Vorlesungstagen inklusive abendlicher Feierei gleichen, der ist auf dem Oktoberfest gut aufgehoben.
Fazit: Souvenirverkäufer auf dem Münchner Oktoberfest zu sein ist vielleicht nicht der beste Studentenjob der Welt, aber definitiv auch nicht der schlechteste. Für aufopferungsbereite Studenten gibt es viele neuen Erfahrungen, ein tolles Gruppengefühl und natürlich auch eine nicht unerhebliche Menge Geld. Wer dann noch begeisterter Helene Fischer oder Andreas Gabalier-Fan ist und sich nichts Schöneres vorstellen kann, als den ganzen Tag „Hulapalu“ mit zu grölen, der hat seinen Traumjob hiermit gefunden. Für alle anderen Studenten: Sobald der offizielle Biertester als Nebenjob anerkannt wird, berichten wir natürlich als erstes darüber. Bis dahin müsst ihr wohl trotzdem als Gast auf die Wiesn.